Häufige Skiverletzungen und mögliche Vorbeugemaßnahmen

2022/2023 gab es etwa 19 Millionen Skitouristen/-Innen in Österreich. Da Skifahren nicht nur unglaubliche Freude bereiten kann, sondern auch zu erheblichen Verletzungen führen kann, möchte ich auf dieser Seite allen ein paar nützliche Tipps mitgeben, damit der Urlaub und das Skifahren spaßig und verletzungsfrei genossen werden kann.

Das Risiko einer Verletzung beim Skifahren (<2 Verletzte je 1000 Skitage à 6 Stunden) ist deutlich geringer als beim Fußball, Eishockey oder Handballspielen. In den meisten Fällen (80-90%) ist ein selbstverschuldeter Sturz die Ursache für eine Verletzung und nur selten kommt es zu einer Kollision mit einem anderen Skifahrer. Daher kann ein Teil der Verletzungen mit Sicherheit durch ein entsprechendes Verhalten im Vorhinein vermieden werden.

Erstmal sollte das ganze Jahr über ein spezifisches vorbereitendes Fitnesstraining absolviert werden, damit man auf die spezifische Belastung beim Skifahren vorbereitet ist. Des Weiteren kann man das Risiko einer Verletzung relevanterweise senken, indem man sich vor der ersten Abfahrt entsprechend aufwärmt (Hierzu weitere Details weiter unten). Regelmäßige Pausen verhindern eine übermäßige Ermüdung. Natürlich sollte man die Abfahrt seinem eigenen Können und den Sicht- wie auch Wetterverhältnissen anpassen. Obwohl Kälte als Risikofaktor für eine Verletzung angesehen werden kann und Wärmekleidung Abhilfe verschaffen kann, verletzen sich in der Regel viel mehr Menschen bei schönen, sonnigen Bedingungen. Die Skibindung sollte vor der ersten Abfahrt in der Saison geprüft und entsprechend eingestellt werden. Zuletzt sei noch das Tragen einer geeigneten Schutzausrüstung angesprochen. So kann das Tragen eines Skihelms das Verletzungsrisiko für ein Schädelhirntrauma um bis zu 60% reduzieren. Jeder Skifahrer/-in sollte es anfänglich auf der Piste langsam angehen lassen, damit er/sie sich an die Belastung gewöhnt. Auch sollte der Konsum von Alkohol vermieden werden, da hierdurch nicht nur die koordinative Fähigkeit leidet, sondern auch das Risikobewusstsein eingeschränkt sein kann. Weiter empfiehlt es ich bei einer Skiwoche nicht jeden Tag durchzufahren, sondern das Skifahren am zweiten und dritten Tag frühzeitig zu beenden.
Da das Kniegelenk und insbesondere das vordere Kreuzband zu den häufigsten Verletzungsformen beim Skifahren gehören, sollte bereits während dem Jahr die hintere Oberschenkelmuskulatur sowie die Gesäßmuskulatur entsprechend trainiert werden, damit diese mit voller Stärke Kräften entgegen wirken kann, welche das Band zum reißen bringen können.

Wie bereits erwähnt sollte vor der ersten Abfahrt jeden Tag ein kurzes, etwa fünf minütiges Aufwärmprogramm durchgeführt werden. Dies sollte auch nach jeder Pause und insbesondere bei Kälte wiederholt werden.
In einer Innsbrucker Studie von Ruedl et al. (ISSS Garmisch 2009) konnte gezeigt werden, dass das Risiko einer Verletzung etwa 40% geringer bei Skifahrern/-Innen war, welche sich strukturiert über 5 Minuten aufgewärmt haben, im Vergleich zu jenen ohne Aufwärmübungen.


1. Übung: Armschwingen - Kombination mit Kniewippen und Körperdrehungen (30 Sekunden je Seite)
2. Übung: Muskelaktivierung der Oberschenkelvorderseite - Dynamische statische Kniebeugen und statische Abfahrtshocke (40-60 Sekunden)
3. Übung: Muskelaktivierung der Oberschenkelrückseite - Skienden abwechselnd heben (15x/Seite)
4. Übung: Dehnung der Hamstrings/Oberschenkelrückseite (20-30 Sekunden je Seite)
5. Übung: Dehnung der Adduktoren/Oberschenkelinnenseite (20-30 Sekunden je Seite)
6. Übung: Aufkanten der Ski innen und außen (20-30 Sekunden)



In weiterer Folge möchte ich auf dieser Seite die häufigsten Skiverletzungen und Behandlungsmöglichkeiten kurz erläutern.

Erfreulicherweise hat seit den 80er Jahren die Gesamtanzahl an Skiverletzungen abgenommen, dennoch beträgt das Risiko einer Verletzung beim Skifahren etwa <2 Verletzte je 1000 Skitage à 6 Stunden.

Jährlich ist das Kniegelenk am häufigsten (gefolgt vom Schultergürtel) von einer Verletzung betroffen.
Beim Kniegelenk reißt am häufigsten das Innenband und Kreuzband, gefolgt vom inneren Meniskus.
Frauen sind unter anderem aufgrund von anatomischen Gegebenheiten häufiger von Knieverletzungen betroffen als Männer.
Während eine Innenbandverletzung in den allermeisten Fällen mit einer Knieschiene, welche man 6 Wochen trägt, behandelt werden kann, ist dies bei einer Kreuzbandverletzung differenzierter zu sehen. Insbesondere junge, sportlich aktive Personen benötigen ein stabiles Kniegelenk und profitieren von einer operativen Versorgung. Ältere Personen  können jedoch oftmals auch ohne Kreuzband sehr gut leben. Eine genaue ärztliche Differenzierung der Verletzungsschwere und Aufklärung ist bei der Behandlung der vorderen Kreuzbandruptur notwendig.
Mittlerweile existieren mehrere Präventionsprogramme, welche nachweislich das Risiko einer Kreuzbandruptur senken können, falls man die Übung regelmäßig durchführt. Hierzu zählen das Stop-X Programm, das ISPA-Präventionsprogramm oder das Vermont Präventionsprogramm


Betrachtet man das Schultergelenk, sind Knochenbrüche, ein ausgekugeltes Gelenk und Sehnenrisse die häufigsten Verletzungsarten, welche im Rahmen eines Skisturzes entstehen. Durch moderne Carvingski erscheint die relative Häufigkeit von Schulterverletzung bei Männer öfters aufzutreten als früher. Die Behandlungsmöglichkeiten sind stets abhängig der genauen Verletzungsart, daher ist eine gute ärztliche Abklärung und Beratung notwendig.


Während Handgelenksverletzungen insbesondere bei Snowboardern auftreten, ist ein Riss des ellenseitigen Bandes am Daumen eine typische Skiverletzung, welche auch als Skidaumen bezeichnet wird. Letzere benötigt sehr oft eine operative Versorgung, da dass Band umgeklappt vorliegt und nicht am Knochen anheilen kann. Auch kommt es häufig zur Speichenfraktur, welche je nach Form und Ausprägung entweder im Gips oder mittels Operation behandelt werden muss, damit die Anatomie und Funktion wieder hergestellt werden kann. Vor allem Snowboardfahrer/-Innen sollten sich überlegen, ob sie nicht auf Handgelenksprotektoren während dem Fahren, zurückgreifen wollen, um möglicherweise das Risiko einer Verletzung zu verringern.


Rippenfrakturen entstehen häufig bei Stürzen auf den Brustkorb. Diese heilen in der Regel unter Schmerzmitteleinnahme komplikationslos nach etwa 6 Wochen aus. Röntgenkontrollen müssen jedoch einen sogenannten Pneumothorax (Luft zwischen Lunge und Brustkorb) ausschließen.
Wirbelsäulenfrakturen entstehen oftmals nach Sprüngen, wobei diese auch durch Stürze aus dem Stand bei älteren Personen und schlechter Knochenqualität entstehen können. Je nachdem ob es sich um eine stabile oder instabile Verletzungen handelt, bedarf es einer konservativen oder operativen Behandlung. Grundsätzlich können schwere Bruchformen mit neurologischen Ausfallserscheinungen bis hin zum Querschnitt auftreten. Obwohl die einwirkenden Kräfte groß sein können, empfiehlt es sich dennoch einen Rückenprotektor zum Schutz vor Rückenverletzungen zu tragen.


Immer wieder kommt es zu Brüchen im Bereich des Beines. Hierbei handelt es sich in erster Linie um Oberschenkel- und Unterschenkelbrüche, welche oftmals eine Operation benötigen, damit man rasch wieder auf die Beine kommt und selbstständig gehen kann. In der Regel kommen dabei Metallnägel, -platten und -schrauben zum Einsatz, welche die Bruchstücke bis zur Heilung in anatomischer Position halten. Eine gute und passende Einstellung der Skibindung ist notwendig, damit diese auslöst, bevor die einwirkende Kraft den Knochen verdreht und dieser bricht.


Ein mangelndes Aufwärmen kann eine Ursache für einen Muskelfaserriss oder einen Sehnenausriss darstellen, da die Muskeln bei Kälte steif sind und den einwirkenden Kräften nicht standhalten können. Je nach Ausmaß eines Muskelfaserrisses kann die Heilung zwischen 2 und 6 Wochen betragen. Sehnenausrisse vom Knochen müssen jedoch in gewissen Fällen operiert werden, um sie wieder an den Knochen zu befestigen.


Nicht unerheblich ist die Gefahr von Verletzungen am Kopf, welche in etwa 10% aller Verletzungen auftreten. Am häufigsten kommen Riss-Quetschwunden und Gehirnerschütterungen vor, wobei auch schwere Hirnblutungen auftreten können, welche zu neurologischen Störungen oder sogar bis hin zum Tod führen können. Daher empfiehlt es sich unbedingt einen Skihelm zu tragen, welcher die Rate an Verletzungen relevanterweise verringern kann.